Der Aufbau eines erfolgreichen Integrationsmanagements – ein Leitfaden für die Praxis

Stand: 23.10.2024

Aus der Wirtschaft werden Forderungen nach einer neuen Willkommenskultur laut, um die Attraktivität Deutschlands für Fachkräfte aus dem Ausland zu steigern. Doch was können Unternehmen konkret tun? Wie können sie ein Konzept entwickeln, um die Integration zu managen? Hier finden Sie einen Leitfaden inklusive einer Toolbox am Ende des Artikels, die praktische Beispiele zur Umsetzung und Handlungsempfehlungen enthält.

Fachkräfte aus dem Ausland arbeiten im Team in Deutschland
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Warum ist Integrationsmanagement wichtig?

Eine gelungene betriebliche Integration ist ein wichtiger Baustein der sozialen Integration und gesellschaftlichen Teilhabe von ausländischen Fachkräften in Deutschland. Der Betrieb ist vielleicht der erste Kontaktpunkt der Menschen mit Deutschland – und kann eine gelebte Willkommenskultur vermitteln, was wichtig für das Ankommen und die Zufriedenheit ist.

Aus Arbeitgeber-Sicht kommt hinzu: Eine gute Unterstützung im Zuwanderungs- und Integrationsprozess kann ein echter Vorteil im Wettbewerb um die besten Talente sein. Und um die Fachkräfte aus dem Ausland nicht nur zu gewinnen, sondern auch langfristig an den Betrieb zu binden, ist ein gutes Integrationsmanagement unerlässlich. Denn nur zufriedene Mitarbeitende, die sich wohlfühlen, bleiben im Unternehmen. Dieser Umstand gewinnt angesichts des Fachkräftemangels und der Abwerbung durch andere Firmen sowie der Abwanderung1 nach einigen Jahren zunehmend an Bedeutung.

Integration ist kein Selbstläufer

Doch wie kann ein Konzept aussehen? Das Integrationsmanagement kann ein eigener Bereich innerhalb der Personalabteilung sein oder bei kleineren Betrieben kann zunächst auch eine verantwortliche Person dies übernehmen. Sie sollte hierfür entsprechend Arbeitszeitressourcen neben ihren eigentlichen Aufgaben zur Verfügung gestellt bekommen.

KMU, die noch kein Integrationskonzept und weniger Ressourcen für die Entwicklung haben, können sich zunächst an den Online-Angeboten bedienen und schauen, welche der vielen Handlungsempfehlungen sie davon bei sich im Betrieb umsetzen können. Man kann klein anfangen – auch wenig aufwendige Maßnahmen können Wirkung zeigen und ein wichtiges Signal für Offenheit und Willkommenskultur sein. Auch in den Gastbeiträgen dieser Newsletter-Ausgabe berichten ein Familienbetrieb und ein größeres Unternehmen von ihren Ansätzen, Integration zu gestalten. 

Wichtig ist vor allem, dass eine Auseinandersetzung mit dem Thema im Betrieb stattfindet und die Integration nicht als alleinige Leistung der ausländischen Mitarbeitenden betrachtet wird – oder gar als Selbstläufer.

Der Integrationsprozess beginnt bereits im Herkunftsland

Fachleute in einer Weiterbildung
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Machen Sie sich bewusst: Der Prozess der Integration beginnt für ausländische Fachkräfte und Betriebe nicht erst nach dem Ortswechsel, sondern bereits im Herkunftsland. Man spricht bei vorbereitenden Maßnahmen zur Migration daher auch von Vorintegration. Dies betrifft viel mehr als das Deutschlernen: Es geht um die frühzeitige Vorbereitung auf das Arbeits- und Alltagsleben in Deutschland, Erwartungsmanagement und notwendige bürokratische Schritte. Professionelle Vorintegrationsarbeit leistet das Goethe-Institut mit speziellen Vor-Ort- sowie Online-Kursen.

Tipp

Was Unternehmen in der Zeit bis zur Einreise tun können: Unternehmen sollten auch vor der Einreise der neuen Mitarbeitenden bereits im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterstützen, indem offene Fragen geklärt werden und beispielweise eine erste Unterkunft organisiert wird. Außerdem können Arbeitgeber die Zeit vor der Einreise nutzen, um die eigenen Mitarbeitenden interkulturell zu schulen und das Onboarding der ausländischen Fachkräfte vorzubereiten.

Kontakt halten: Da die Visaerteilung oft einige Zeit in Anspruch nehmen kann, ist es wichtig, dass Unternehmen währenddessen regelmäßig Kontakt zu den neuen Mitarbeitenden halten. Dies stärkt das Vertrauensverhältnis und signalisiert den Fachkräften, dass sie bei auftretenden Herausforderungen nicht allein sind. Benennen Sie daher auch für die Zeit zwischen Vertragsschluss und Arbeitsbeginn eine feste Ansprechperson im Unternehmen.

Die Willkommensmappe von Make it in Germany – ein Zeichen der Willkommenskultur 

„Make it in Germany“ stellt Ihnen als Tool eine vorgefertigte, individualisierbare Willkommensmappe mit relevanten und geprüften Informationen für einen erfolgreichen Start der neuen Fachkraft in Deutschland zur Verfügung. Darin geht es u.a. um: die ersten Schritte in Deutschland, Behördengänge, das Gesundheits- und Sozialsystem, die wichtigsten Versicherungen, Verkehr und Infrastruktur und das Leben in Deutschland. Arbeitgeber können Ihren neuen Mitarbeitenden diese Mappe bereits im Herkunftsland zukommen lassen, damit diese sich besser auf das Ankommen in Deutschland vorbereiten können.

Einen noch größeren Mehrwert bringt die Willkommensmappe, wenn diese durch den Arbeitgeber mit unternehmens- und regionalspezifischen Informationen ergänzt wird – dafür sind Freitextfelder vorgesehen. Das können Informationen zur betrieblichen Organisation und den Arbeitsalltag, zum Nahverkehr in der Region, Adressen der lokalen Behörden und Beratungsstellen oder auch Anregungen zu Freizeitaktivitäten sein. Sie können die Willkommensmappe kostenlos auf Deutsch, Englisch und Spanisch als PDF herunterladen.

Willkommensmappe für Arbeitgeber (deutsch)

Laden Sie die Willkommensmappe direkt auf Ihrem Rechner herunter, um die Mappe bearbeiten zu können. Hier finden Sie weitere Informationen sowie eine englisch- und spanischsprachige Version der Mappe.

Anleitung zur Willkommensmappe

Erfahren Sie hier, wie Sie die Mappe bestmöglich nutzen und Ihre individuellen Ergänzungen wie Logos, Tipps zur Region und Abläufe im Betrieb eintragen können.

Die Integration nach der Einreise begleiten

Die neuen Mitarbeitenden sind eingereist? In den ersten Tagen und Wochen geht es darum, das Ankommen in einem neuen Land so angenehm wie möglich zu gestalten. Die Abholung vom Flughafen oder dem Bahnhof bietet sich als Zeichen der Wertschätzung und des Willkommenheißens an und kann Unsicherheiten bei den Fachkräften reduzieren.

Ähnlich wie bei allen neuen Mitarbeitenden sind Willkommenstage und ein strukturiertes Onboarding elementar. Zusätzlich muss genügend Zeit für den Spracherwerb sowie bürokratische Erledigungen und Behördengänge eingeplant werden. Um die Deutschkenntnisse zu festigen, gibt es sowohl die Möglichkeit, Sprachkurse im eigenen Betrieb anzubieten als auch den Besuch von Sprachkursen externer Anbieter.  Der Besuch von Berufssprachkursen wird vom deutschen Staat gefördert. Besuchen Sie zum Thema Spracherwerb gern auch die Rubrik „Deutschkurse“ (für Unternehmen) bzw. „Deutsch lernen“ (für Fachkräfte).

Integration und Diversität ganzheitlich betrachten

Gruppe internationaler Menschen spielt in einem Park
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Eine gelebte Willkommenskultur in Ihrem Unternehmen kann durch ein gezieltes Diversity Management gefördert werden.

Dies können Unternehmen durch verschiedenste Maßnahmen umsetzen. Einige Ideen finden Sie im Folgenden:

  • Ein anschauliches Beispiel für die Umsetzung ist das Aufhängen eines interkulturellen Kalenders, sodass unterschiedliche Feste als Zeichen der Wertschätzung sichtbar gemacht und gemeinsam zelebriert werden können. Beispiele finden Sie bei der Charta der Vielfalt und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.
  • Mentoring-Programme und Patenschaften mit erfahrenen Mitarbeitenden sind eine hilfreiche Maßnahme, um neue Fachkräfte beim Ankommen im Betrieb zu unterstützen. Hierbei können sprachliche Kenntnisse trainiert, betriebliche Aspekte vermittelt, aber auch soziale Aktivitäten gemeinsam ausgeübt werden.
  • Neben den Mitarbeitenden sollten auch Führungskräfte interkulturell geschult werden, um das Diversity Management nachhaltig zu verankern.
  • Auch internationale Kochtreffen fördern den Zusammenhalt im Team.
  • Langfristig betrachtet empfiehlt es sich, auch Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung frühzeitig zu besprechen und Karrierewege aufzuzeigen. Dies bindet die ausländische Fachkraft an Ihr Unternehmen – auch über die Einarbeitung hinaus.

Weitere Handlungsempfehlungen finden Sie in unserer Toolbox und Linksammlung.

Toolbox und Linksammlung

An dieser Stelle folgt eine Zusammenstellung von hilfreichen Angeboten für Unternehmen, die sich näher mit dem Thema dieses Newsletters beschäftigen möchten und ein Integrationsmanagement im eigenen Betrieb aufbauen bzw. etablieren. Der Fokus liegt auf praktischen Werkzeugen, Checklisten, Praxisbeispielen und Kursen, die das Thema greifbar machen.

Verweise

[1] vgl. Loschert/ Komitowski (2024): Auf Wiedersehen? Analyse der Daten- und Forschungslage zu Ab- und Rückwanderungsprozessen; Boockmann / Kalweit / Kleinemeier / Knirsch / Maier / Puhe / Scheu (2022): Kontexte und Ursachen der Abwanderung ausländischer Fachkräfte aus Deutschland

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Gastbeitrag

Praxisbeispiel: Aus Indonesien in den Schwarzwald – ein Familienbetrieb berichtet

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Gastbeitrag

Praxisbeispiel: Professionelles Integrationsmanagement auf Augenhöhe

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Frau arbeitet im Büro vor einem Computer
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